Waldkindergarten – welche Vorteile hat er und wieso er für mein Kind genau die richtige Wahl war
Frida Mercury von 2kindchaos erzählt über ihre Erfahrungen zum Thema Waldkindergarten. Lange Zeit war es für meine Tochter nicht möglich, in einen regulären Kindergarten zu gehen. Wieso? Es war für das sensible Kind zu laut, zu chaotisch, zu unübersichtlich. Seit einigen Monaten geht sie nun in den Waldkindergarten und ist dort sehr glücklich. Die Erzieher berichten sogar, dass es einen riesigen Unterschied macht, ob sie in der kleinen Hütte oder im Wald sind, denn in der freien Natur ist mein Kind so richtig frei, wild und glücklich. In diesem Artikel geht es um Konzept, Vorteile und auch, für welche Kinder der Waldkindergarten besonders vorteilhaft ist.
Was unterscheidet den Waldkindergarten von anderen Einrichtungen?
Wie der Name schon vermuten lässt, findet die Betreuung der 3- bis 6-jährigen Kinder hauptsächlich in der Natur statt. Ursprünglich kommt dieses Konzept in den 50er Jahren aus Skandinavien. In Deutschland wurde diese Form der Betreuung erst in den 90er Jahren populär. Die meisten Waldkindergartengruppen haben eine Aufenthaltsmöglichkeit für schlechtes Wetter, meist ein Bauwagen oder eine Waldhütte – die meiste Betreuungszeit findet aber unter freiem Himmel statt.
Die vorgeschriebene Gruppengröße ist dabei 15 bis 20 Kinder auf zwei Erzieher, also ist die Gruppengröße auch meist kleiner als in konventionellen Einrichtungen. Traditionelle Kindergärten haben eine höhere Lärmbelastung und folglich einen höheren Stresspegel für Kinder und Erzieher. Im Wald haben die Kinder zudem ein stabileres Immunsystem und dadurch, dass es kein konventionelles Spielzeug gibt, sind sie auf ihre Kreativität und ein Mehr an körperlicher Bewegung angewiesen. Dies wirkt sich wiederum positiv auf Grob- und Feinmotorik, Koordination, taktile Wahrnehmung und Tiefensensibilität aus.
So geht es meinem Kind im Waldkindergarten
Wie schon eingangs erwähnt, war der Regelkindergarten für mein Kind eine zu große Hürde, vor allem zwischen 3 und 4 Jahren. Aber da ich auch privat gern mit meinen Kindern in der Natur spiele und den positiven Effekt für uns feststellen konnte, dass es dort viel weniger Streitereien und mehr fantasievolle Spiele unter den Geschwistern oder auch mit Freunden gibt, war ich hoch erfreut, als wir die Zusage für den Waldkindergarten bekamen.
Die Gruppe ist mit 20 Kindern kleiner als im Regelkindergarten und die Erzieher hatten durch ihre offene Art gleich mein Vertrauen gewonnen. Morgens gebe ich meine Tochter in einem kleinen Holzhäuschen ab, wo dann Morgenkreis und erste Spiele stattfinden. Im Winter wird dort auch gefrühstückt. Danach geht es ab in den Wald, bei Wind und Wetter.
Ja, manchmal bekomme ich dann auch ein Kind, das aussieht, als ob es sich stundenlang im Dreck gewälzt hätte. Aber sie ist dort immer sehr glücklich und ich weiß, dass sie mit Freundinnen spielt und großen Spaß daran hat. Wichtig ist natürlich, dass die Ausrüstung passt – sie trägt im Winter Skihose und -jacke, dicke Schneeschuhe und auch noch eine Fließjacke. Mütze, Schal und dicke Handschuhe sowieso. Denn im Wald kann es schneller kalt werden. Im Sommer braucht sie auch lange, helle Kleidung, vor allem wegen der Zecken. Tägliches Absuchen ist hier Pflicht.
Gibt es auch Nachteile beim Waldkindergarten?
Schwierig ist es natürlich für jüngere Kinder, da mit der Waldgruppe oft täglich größere Strecken zurückgelegt werden müssen. Es gibt verschiedene Plätze, die besucht werden und die unterschiedliche Spielmöglichkeiten bieten. Dort wird auch mal ein Holz Tipi gebaut, Stöcke geschnitzt oder ein Unterschlupf für einen Wichtel gebastelt. Anfangs war ich auch etwas skeptisch, weil die klassische Frühförderung natürlich anders gestaltet wird als im Regelkindergarten. Aber bei gutem Wetter nehmen die Erzieher auch Mal- und manchmal Bastelsachen mit in den Wald. Und speziell die Vorschulkinder haben regelmäßige Zeiten, in denen sie länger in der Hütte bleiben und auf die Schule vorbereitet werden und dort an ihren Skills wie Schneiden oder Basteln feilen.
Für uns war der Waldkindergarten definitiv die richtige Entscheidung – sowohl sensiblere als auch wildere Kinder haben dort die Möglichkeit, sich frei zu entfalten und in einem weiteren Kontext sich selbst und die Natur direkt zu erfahren.
Ein kleiner Nachteil besteht darin, dass die Betreuungszeiten am Nachmittag nicht ganz so lang sind wie in Regelkindergärten. Hier ist es aber in jeder Einrichtung anders geregelt und gerade in größeren Kindergärten gibt es oft die Möglichkeit, das Kind im Laufe des Tages im Regelkindergarten weiter betreuen zu lassen. Und das Allerwichtigste ist natürlich, dass ein Kind sich generell in der Natur wohl fühlt und auch einen gewissen Bewegungsdrang hat.
Über Frida von Blogazin 2KindChaos
Frida Mercury ist Sozialpädagogin und lebt mit ihren zwei Töchtern in der Nähe von Darmstadt. Auf Fridas Blogazin 2kindchaos findet ihr persönliche Geschichten und Meinungen rund um Familie, Kinder, Lifestyle, bindungsorientierter Erziehung und Gesellschaft. Kein Hochglanz, sondern direkt aus dem Leben, mit fetten Emotionen und einer gesunden Portion Humor.